Es reicht
15. Februar 2005
Den meisten Akteuren der heutigen Kunst in Frankreich reicht es nun, angesichts des Desasters, was das künstlerische Gedankengut der Institutionen darstellt, die völlig dialogunfähig, taub und blind vor der Realität, auf sich selbst gestellt, abgeschnitten von jeder Regulierungsmöglichkeit von außen sind und auf skandalöse Weise die meisten schaffenden Köpfe dieser Zeit gering schätzen.
Und doch gibt es die Analysen, kritischen Untersuchungen und Veröffentlichungen, die über diese Situation informieren, und werden verbreitet.
Sie legen dar, warum und wie Kunst und Kultur durch diverse Mechanismen instrumentalisiert werden, die ihr den Sinn nehmen und sie entmenschlichen. Sie sagen, dass das Leben der Künstler prekär ist, und dass das künstlerische Schaffen erstickt wird.
Es stellt sich aber heraus, dass dies nicht reicht um etwas zu verändern... (selbst wenn man hier und dort in institutionellen Stellen einige seltene zaghafte Erscheinungen zurück zum Sensitiven - und zur Malerei - feststellen kann).
Wir haben also dieses Manifest entworfen, nicht als eine Beschwerde um etwas zu fordern oder zu erbetteln, sondern um die Situation zu entspannen, um den Austausch zu erleichtern und den Grad der Verbitterung aufzuzeigen, um Themenvorschläge zur Reflexion zu machen, die klar, massiv, unmissverständlich sind und nichts verschönen, und die keine Möglichkeit lassen, sie für eigene Zwecke zu vereinnahmen, sie in andere Bahnen zu lenken oder sie in Klischees zu übersetzen.
Möge dieses Manifest, durch seine Präsenz und seinen Umfang, die Abwehrversuche seiner Gegner und die Verleugnung der Wahrheit verhindern und den oder die entsprechenden Empfänger, unter anderem das Ministerium, an das es gerichtet ist, erreichen.
Wenn Sie sich nicht damit abfinden wollen, die aktuelle Situation weiter zu ertragen, dann unterschreiben Sie dieses Manifest, schicken es an den Minister und geben es an möglichst viele andere weiter: Der Erfolg dieser kollektiven Aktion und seine Glaubwürdigkeit hängen von der Anzahl der an das Ministerium gerichteten Versendungen ab.
Wir bitten Sie
Erste Unterzeichnende (die am Verfassen des Textes mitgearbeitet haben):
Marie Francine Adam Openo (Galerieinhaber) - Rémy Aron ( Künstler) - Agnés Bernard (Galerieinhaber) - Françoise et Michel Georges Bernard (critiques d’art) - Christian Berst ( éditeur) - Olivier Billard (collectionneur) - Richard Bucaille (conservateur) – Dominique Coffignier (Künstler) - Leonardo Cremonini (Künstler) - Laurent Danchin (Kritiker) - Jacques Deal (Künstler) - Serge De Turville (Künstler) - Olivier De Sagazan (Künstler) - François Derivery (Kritiker) - Jean Philippe Domecq (Schriftsteller) - Céres Franco (Galerieinhaber) - Franta (Künstler) - Hastaire (Künstler) - Éric Henri ( Galerieinhaber) - Jean-Pierre Klein (Kritiker) - Jorg Hermle (Künstler) - Alain Jean (enseignant) - Christian Lannoy (Galerieinhaber) - André Le Glatin ( Künstler) - Loïs Le Vanier (Kritiker) - Antoine Leperlier (Künstler) - Michel Lequenne (Kritiker) - Françoise Monnin (Kritiker) - Marie Morel (Künstler) – Christian Noorbergen (Kritiker) - Francis Parent (Kritiker) - Raymond Perrot (Kritiker) - Marc Petit (Künstler) - Bernard Pierron (Künstler) - Nili et Moreno Pincas (Künstlers) - Dominique Polad (Galerieinhaber) - André Protche (éditeur) - Frédéric Roulette (Galerieinhaber) - Lucien Ruimy (Künstler) - Pierre Souchaud (Kritiker) - Jean-Paul Souvraz (Künstler) - Tibouchi (Künstler) - Jérôme Tisserand (Künstler) - Pascal Vinardel (Künstler) - Agnès Wotkiewicz (Künstler) - Yankel (Künstler) - Christian Zeimert (Künstler)
Es ist Zeit auf uns aufmerksam zu machen!
Manifest „Eine Kunst für den Menschen“
An den Kultusminister 3, rue de Valois - 75033 Paris Cedex 01
Das Gebiet des Schaffens und der Verbreitung von bildender Kunst in Frankreich zerfällt heute in zwei klar abgegrenzte Teile, zwischen denen es quasi keine Kommunikation und keine Verständigung gibt:
Dieser Bruch schadet den Künstlern und ihrem Ruf, ihrem Überleben sehr sowie der Wiedereingliederung der Kunst in die Gesellschaft, den akquirierenden Galerien und einer großen Anzahl von Vermittlern, unter Beachtung eines lebendigen Kulturerbes. Er hält ein Klima gekennzeichnet von Ächtung und erbarmungsloser Trennung aufrecht, wie er in keinem anderen Bereich existiert. Er hindert die Kunst, ihre Rolle der Emanzipierung, der Aufklärung und der Bindung zwischen den Menschen zu spielen, und das in einer Epoche schwieriger Veränderungen. Er bringt einen Großteil der Kunstakteure dieser Zeit zur Verzweiflung und in Wut.
Wir bitten Sie inständigst, sich dieser verheerenden Situation bewusst zu werden und alle erdenklichen Überlegungen anzustellen wie man diesem staatlichen Neoakademismus, der noch verheerender als der Akademismus zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ist, abschaffen kann.
Die Überlegungen könnten in folgende Richtungen gehen:
Dieses Manifest in französischer Sprache
Übersetzung: Stephan Meinhardt